Biographie

Da mich selbst kaum etwas mehr langweilt als die ersten 150 Seiten von Biographien, "Kindheit und Jugend des Biographierten”, werde ich diesen Abschnitt verkürzen und in zwei Sätzen abhandeln. Los geht's: Geboren und aufgewachsen in Niedersachsen, wo das Land so flach ist und der Himmel so tief hängt, dass dazwischen nur Langeweile gedeihen kann. Der entflieht man entweder durch das Umschubsen von Kühen auf nächtlichen Weiden oder indem man sich Geschichten ausdenkt.

In einem späteren Leben habe ich Comics geschrieben und gezeichnet. Mit Vorliebe, aber nicht ausschließlich, Donald Duck-Geschichten für den niederländischen Oberon-Verlag. Erstens konnte ich so ständig nach Amsterdam fahren, um meine Arbeiten abzugeben und zweitens konnte ich so ständig nach Amsterdam fahren, um meine Arbeiten abzugeben. Aber das ist lange her.

Eines Tages zeichnete ich eine Comic-Illustration für eine berühmte Hamburger Werbeagentur. Das war in den goldenen Zeiten, als diese Agentur allen Ernstes einen Art Director nebst Creative Director nach Düsseldorf einflog, nur um mir zu sagen, dass ich zwei Bienen über einer Wiese zeichnen solle. Billigflieger gab es damals übrigens noch nicht, aber vielleicht gab es in Hamburg in jenen Tagen auch noch kein Telefon. Wer weiß? Immerhin bekam ich dafür so viel Geld wie sonst für 10 Seiten Donald Duck. Ich habe dann nie wieder Donald Duck gezeichnet, sondern viel lieber Comic-Illustrationen für mehr oder weniger berühmte Werbeagenturen gemacht.

Mitte der 90er entschieden sich aber all jene Werbeagenturen auf einen Schlag, von nun an keine Comics mehr haben zu wollen. 

Durch meine vorherigen Kontakte und das, was man so hört und liest, war in mir die Illusion entstanden, dass das Arbeiten in Werbeagenturen folgende Dinge beinhaltet: 

  • Man verdient Unmengen Geld 
  • fährt offene britische Sportwagen
  • trinkt morgens, mittags, abends Sekt aus Flaschen 
  • Zudem ist man ständig von wunderschönen Frauen mit Model-Maßen umgeben.


Also bewarb ich mich bei mehr oder weniger berühmten Werbeagenturen. Und wurde tatsächlich eingestellt. Nur um festzustellen, dass alle Illusionen genau das waren: Illusionen. Und zwar Punkt für Punkt.

Deshalb war ich auch gar nicht traurig, als meine Werber-Laufbahn nach einigen Jahren beendet wurde. Immerhin hatte ich in der Zeit allerhand gelernt:

  • wie man Kunden für unnütze Dinge Riesensummen aus der Tasche zieht
  • wie man um diese unnützen Dinge herum vollkommen abstruse Geschichten erfindet
  • wie man diesen abstrusen Geschichten unter Zuhilfenahme von Flip-Charts und Bullet Points  (-> •) einen seriösen Anstrich verpasst
  • wie man Menschen belügt, ohne mit der Wimper zu zucken


Lauter Dinge also, die einen im weiteren Leben durch jede, aber wirklich jede Situation bringen. So erleichtern mir zum Beispiel bis heute Einzüge mit Bullet Points das Erstellen perfekt aufgemachter Einkaufszettel.

Da ich aber nach den Werbejahren für jede seriöse Berufsausübung vollkommen verdorben war, blieb mir nur eins: Weiterlügen, Geschichten erfinden, notfalls auch ohne Bullet Points. Also schrieb ich Geschichten. Am liebsten mit Dialogen.

Und das mache ich bis heute. Denn ich habe mal irgendwo gehört, dass man damit Unmengen Geld verdienen kann, offene britische Sportwagen gesponsert bekommt, morgens, mittags, abends Sekt aus Flaschen trinken darf und ständig von wunderschönen Frauen mit Model-Maßen um Autogramme gebeten wird …